Der meistgehörte Satz im Läuferfeld zum Thema „Ambitionen“ lautet für gewöhnlich „Ich laufe mein Tempo…“, gelegentlich erweitert mit dem Zusatz „….mal sehen was dabei rauskommt.“ – was ja zumindest eine gewisse Neugier auf die zukünftig zu erbringende Leistung vermuten lässt. Und in der Interpretation der Leistung ist es dann auch sehr unterschiedlich ob nun eine Platzierung oder aber eine Geschwindigkeit als Leistungsmaßstab herhalten muss. Dem Floskelspitzenreiter dicht auf den Fersen ist dann das bekannte “Ich will nur ankommen…“, wobei auch hier gelegentlich der Zeitpunkt des Ankommens täglich neu definiert wird. Aktuell auf Rang drei liegt „ich mach das als Training….“ Was dann aber die Frage gestattet sein lassen muss, worin sich denn nun Training und Wettkampf eigentlich unterscheiden, wenn ich mich, im Wettkampf befindlich, selbigen als Training bewerte…..
Ein Paradebeispiel für minutiös umgesetzte eigene Ambitionen lieferte heute Sigrid Eichner ab, die schon zu Beginn des läuferischen Tagwerks wusste, dass es nur ein wahres, wirkliches und unumstößliches Ziel gab: ankommen, im Limit. Nach 67 Laufkilometern hat sie dieses Ziel erreicht, ja sogar um drei Minuten unterboten – eine läuferische Punktlandung und der Verbleib im Wettbewerb war damit gesichert. Dazu konnte sie sich als Neuzugang im Klub der glorreichen Sieben begrüßen lassen, hat sie doch heute etwa bei Warnitz auch die 1000km-Barriere baltischer Kilometer genommen.
Die Wahrheit liegt auf der Straße. Gelegentlich auch der Läufer, wahlweise die Läuferin. Einige bis ins Ziel getragene Bodenproben märkischen Sandes erinnerten daran, dass auch wirklich jeder Umstand zwei Seiten hat. War der Regen der vergangenen Tage für die Streusandbüchse zwischen Glambeck und Steinhöfel ein Segen (in Form eines annähernd festen und sehr gut zu belaufenen Belags) so wurde er für die Läufer wenig später zum Fluch, zum morastigen Fluch. Gierig drängten glitschige Wurzeln und tief gefahrene Schlammlöcher nach des Läufers Fesseln, rissen den einen oder anderen gar um und erweiterten die terrestrische Kontaktfläche sehr bedeutsam. Glücklicherweise führte dies zu keinerlei ernsthaften Folgen.
Im Bereich Kopf – Bauch – Beine – Fuß kam es heute zu vier nachwirkenden Selbstbetrachtungen. Auch hier nichts, was von langer Wirksamkeit sein wird, jedoch in jedem genannten Bereich versteckt sich ein Grund, unseren Lauf (vorerst) zu beenden. Magenprobleme, Shins, muskuläre Probleme – drei Athleten mussten heute vorzeitig das Rennen beenden. Sabine, Doris und Peter werden auch weiter Freude am Laufen finden, alle drei haben aus ihrer jeweiligen Situation und Sicht der Dinge eine zu respektierende Entscheidung zugunsten der Gesundheit getroffen. Ullrich hat die heutige Etappe nicht mehr in Angriff genommen, er lieferte den Kopf zum Thema. Als „Privater“ ist man im Geiste oft so stark mit der Arbeit verbunden das auch getroffene Vorkehrungen die eigene Abwesenheit in der Firma dann doch nicht als vor sich selbst verantwortbar erscheinen lassen. Er ist zurück zur Arbeit, kommt eventuell noch einmal zu uns in den nächsten Tagen.
Die Wahrheit liegt auf der Straße. So auch heute. Und es war im Spitzenfeld der Männer dieselbe Wahrheit, die schon gestern galt, respektive dieselbe Reihenfolge wie am Tag zuvor. Die Abstände variieren, Entscheidungen sind noch nicht gefallen. Im Verfolgerfeld rappelten sich mit Holger Hedelt und Ralf Vollmer zwei Streckenkundige ein Stück nach vorn. Auch Heike Christ nutzte den Tag und fand Anschluss an das weibliche Führungstrio, dem weiterhin Antje Müller souverän vorsteht. Wiederum musste der Streckenrekord in den Listen umgeschrieben werden, heute um 22 Minuten!!!! Wenn Antje diese Verfassung bis nach Karlshagen trägt wird es eine phantastische neue Bestleistung für das Frauenfeld geben. Doch auch jenseits der schnelleren Läufer sind großartige Leistungen zu bestaunen, reihenweise haben Starter ihre Zeiten aus den Vorjahren heute teils gravierend verbessert. Sicher war das wiederum optimale Laufwetter für diese Leistungssprünge ein wesentlicher Schrittmacher.
Der größte natürliche Feind des Helfers ist die Straßenverkehrsbehörde. Das wesentliche Kampfinstrument dieser Behörde ist die Umleitung, wobei nicht jede dieser Umleitungen mit einem Zielvermerk versehen ist. Besonders beliebt: sich kreuzende Umleitungsstrecken mit jeweils verheimlichter Zielkoordinate und ausbleibender Nummerierung. Laut Wikippahdija ist eine Umleitung ja schließlich auch „…ein Mittel, Wettkampfhelfer, insbesondere in der Organisation von volkssportlichen Langstreckenlaufwettbewerben, an der Erbringung ihrer Helferleistung zu hindern. Dies geschieht insbesondere durch künstliche Wegeverlängerung bzw. bewusste Irreführung auf dem Weg zum Einsatzort.“ Letztendlich waren die hiesigen Umleitungen jedoch noch nicht völlig ausgereift, so dass alle eingesetzten Unterstützer zur rechten Zeit am rechten Ort waren um den Protagonisten der Veranstaltung die Leistungserbringung zu vereinfachen. Spannend auch eine eher kleinere Umleitungsstrecke die über das Schulgelände hier am Ort geführt wurde…..
Morgen die Königsetappe, die beim vom Bürgermeistervertreter bei der abendlichen Siegerehrung verkündeten Wetter sicher wieder ein läuferischer Genuss werden wird.
gez. Jörg