Da denken wir natürlich zuerst an feste Waden oder Oberschenkel, und das zu Recht. Liegen reichlich neben mir, in der Halle hier in Usedom. Zu lange gelaufen, zu schnell gelaufen, zu wenig versorgt. Wie abhängig, wie sensibel eine Veranstaltung wie die unsere ist, war heute wieder zu spüren. Eine wichtige Verkehrsader komplett lahm gelegt, Unfall. Radfahrerin gegen LKW, tödliche Folgen. Eine Region kollabiert mal kurz. Unsere Fahrzeuge kamen einfach nicht durch – zwei Stunden können lang sein, insbesondere wenn man bei 30 Grad und herrlichstem Sonnenschein sich auf die Verpflegungsstellen verlässt. Wir konnten unser Versprechen nicht einlösen – besondere Härten….. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen, die mehr zu beklagen haben als 2 Stunden ohne Wasser, auch wenn es für diese Läufer eine besondere Härte war. Irgendwie dann doch noch Fahrzeuge in die Randzone des nordöstlichen Festlandes gelotst, Erleichterung. Weitere Härten zunächst vermieden.
Entscheidungen fällen. Umgang mit sich selbst, Gesundheit gegen Ehrgeiz. Kreislauf gegen flach liegen. Shin Splints gegen Shit Thinks….. Verschiedene Philosophien beim Laufen. Ist Schmerz zwingender Bestandteil unseres Tuns? Für wie viele geht es schmerzfrei bis ins Ziel? Ich weiß, eine ewige Diskussion. Einige Läufer haben heute für sich entschieden, dass diese Schmerzen vielleicht doch nicht der richtige Begleitumstand für das Laufen sind. Schmerz als Warnsignal des Körpers – ernst genommen, nicht ignoriert. Überraschungen dabei, wie Holger Hedelt. Andere Ziele, Risiken minimieren. Unsere Körper sind nicht ewig belastbar, Sigrid musste das heute wieder erfahren. Nicht viele im Alter jenseits der 70 laufen 30km – doch geht es wohl nicht ewig so, älter werden ist auch eine Entwicklung. Körper und Geist sollten diese Entwicklung gemeinsam gehen, gemeinsam akzeptieren. Es fällt schwer.
Hoffnungen leben. Die Hoffnung anzukommen, die Hoffnung auf Schatten, die Hoffnung auf etwas Wasser. Wie klein die Ziele, das Erhoffte, werden kann – wenn die Umstände das Große und Ganze verdrängen und Freude aus dem Sichtkontakt mit Obstscheiben oder Gummibärchen, zumeist aber Wasserbechern und Colaflaschen entsteht. Die Hoffnung, dass der liebe Mensch an unserer Seite, der gerade nicht dort sondern auf der Strecke weilt nicht auf selbiger bleibt. Die Hoffnung auf die nächste Kurve, die den Übergang zur Insel verheißt. Die Hoffnung auf die Nachsicht der Veranstalters bei Verspätung, wenn sie nicht allzu groß ausfällt. Die Aussicht auf Zufriedenheit, wenn der Bogen in Karlshagen über unseren Köpfen schwebt. Widerstrebende Hoffnungen wenn der eine fünf Minuten Vorsprung verteidigen will und der andere eben diese Minuten braucht, für den Platz hinter dem Souverän. Jan oder Stefan, oder doch ganz jemand anders? Spannend, hoffentlich bis zum Schluss. Und was macht der Spitzenreiter, schaut er auf den Streckenrekord oder auf die Landschaft? 4:48h für 59km sind machbar, doch kann er dann genießen? – Den ersten Blick aufs Meer, das Bad in der Menge auf der Strandpromenade der Kaiserbäder, den Rundblick vom Streckelsberg, den Wind im Gesicht auf der Dammkrone bei Zempin? Und was macht die Spitzengruppe der neun Frauen? Sichere Abstände, wie es scheint. Und was machen die Läufer im hinteren Feld? Wie viele Biergärten wird Sascha besuchen? Was wird Stefan singen? Zieht Andre das Tagesticket? So viele Fragen…… Die Antworten sind schon geschrieben, wir können sie nur noch nicht lesen……
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